Juli 2013

Vor der Abreise

Am 17.07.2013 war der geplante Abreisetermin. Zwei Tage nach meiner Abreise, haben dann die offiziellen Schulferien in NRW begonnen. Also bin ich leider noch vor den Ferien nach Malaysia geflogen. Die letzten drei Schultage vor meinem Abflug, habe ich mich dann vom Unterricht beurlauben lassen.
Es war noch einiges zu erledigen. Da war natürlich die Überlegung, was benötige ich während des Jahres und was packe ich in den Koffer. Auch als Austauschschüler hat man auch das Limit 20 kg + Handgepäck. Ein großer Teil des Volumens wird schon für die Gastgeschenke benötigt. Ich wollte natürlich jedem Mitglied meiner Gastfamilie ein Geschenk mitbringen. Dann gab es natürlich noch viel mehr zu organisieren, z.B. habe ich schon Passbilder für Bewerbungsfotos gemacht. Während meines Auslandsaufenthaltes muss ich mich für ein Schulpraktikum im Jahr 2014 bewerben.
Insgesamt waren diese Tage aber nicht so stressig, wie ich es erwartet hatte, eigentlich sogar ganz lustig. Ich habe immer wieder Besuch bekommen, alle wollten "Tschüss" sagen.
Bei meinen Eltern habe ich eine Veränderung gespürt. Mein Vater war ein wenig nervös, er war sich auch nicht sicher ob ich alles für Malaysia habe. Wir hatten aber noch viel Spaß zusammen und alle meine Wünsche wurden sofort erfüllt. Ich hatte mir noch vorgenommen: "Wenn ich aus Malaysia zurück komme, dann möchte ich nicht mehr unsere alte Flurgarderobe sehen." Also sind wir am letzten Wochenende noch in verschiedenen Möbelhäusern gewesen und haben eine neue Garderobenkombination gekauft. Diese Möbel wollte ich auch unbedingt noch aufbauen.
Über Malaysia habe ich mich vorher nicht viel informiert. Wir hatten von AFS ein Länderspezifisches Vorbereitungswochenende, aber man kann nicht alles behalten. Es hätte auch nichts genutzt, wichtig für mich war, dass ich mich auf die elementaren Dinge vorbereitet hatte. Dazu zählten z.B. Impfungen, aber auch die Eröffnung eines Postsparbuches und das Anlegen einer Kreditkarte.

Start 17.7.2013

Der Tag der Abreise ist gekommen, der Tag auf den ich schon seit langem gewartet habe.
Geplante Abflugzeit war 22:15 Uhr ab Frankfurt. Eine optimale Uhrzeit, da ich den Tag noch gemeinsam mit meiner Familie verbringen konnte und wir dann alle zum Flughafen gefahren sind. Meine Eltern, mein Bruder Marcel und meine Freundin Saskia haben mich begleitet. Da mein Vater nervöser war als ich, sind wir bereits am frühen Nachmittag in Richtung Frankfurt gefahren. In dem kleinen Ort Kelsterbach, ganz in der Nähe des Flughafens, haben wir noch eine Pizzeria mit Biergarten gefunden. Eine optimale Wahl, wir waren nah am Flughafen, aber es herrschte keine Abschiedsstimmung. Die ganze Anspannung hatte sich gelegt und wir hatten bei einem gemeinsamen Essen einen lustigen Nachmittag.
Am Flughafen wartete eine AFS Betreuerin auf uns. Sie hat uns Austauschschüler beim Einchecken begleitet und gab uns letzte Anweisungen. Flüge nach Malaysia werden nicht von AFS Betreuern begleitet. Im Verhältnis verbringen nur sehr wenige Schüler ein Auslandsjahr in Malaysia. Mit uns sind aber AFS Volunteers geflogen. Die Volunteers absolvieren ein freiwilliges soziales Jahr in Malaysia und betreuen dort einzelne Projekte.
Nach dem Einchecken hatten wir noch einmal kurz die Gelegenheit, uns von unseren Familien und Freunden zu verabschieden. Dieser Augenblick war auf der einen Seite sehr schwer, da man wusste, dass man seine Familie und Freunde für ein Jahr nicht sieht und in diesem Jahr sehr viel passieren kann. Auf der anderen Seite, war man aber auch froh, da es jetzt nach langer Planung endlich losgehen würde. 10.000 km von zu Hause wartete eine neue Welt auf mich und ich war so gespannt auf alles
Zuerst flogen wir nach Bangkok und von dort aus ging es gemeinsam mit den AFS'ern aus Italien weiter nach Kuala Lumpur. Am Flughafen wurden wir von AFS Betreuern aus Malaysia in Empfang genommen und zu unserem Hotel im Stadtzentrum gebracht. Die Reise war anstrengend und ich war glücklich endlich in Malaysia zu sein.

Arrival Camp (18-21.7.2013)
Beim Arrival Camp treffen sich Austauschschüler aus den verschiedensten Ländern der Welt. Hier bekommt man letzte Informationen über das Gastland und kann sich langsam eingewöhnen. Nach dem Arrival Camp lernen die Gastschüler ihre Gastfamilien kennen. Die Gastfamilien sind über gesamt Malaysia verteilt.

Unser Arrival Camp begann direkt nach der Ankunft im Hotel. Nach dem Einchecken durften wir kurz ins Zimmer und dann startete auch schon das Programm. Ich habe ein Zimmer gemeinsam mit Roberto aus Italien bekommen. Roberto war sehr sympathisch. Wir hatten immer was zu erzählen und haben uns von Anfang an gut verstanden. Unser Zimmer war bis auf eine viel zu kleine Dusche gut. Wir hatten einen sehr schönen Blick direkt auf die Petronas Tower von Kuala Lumpur.
Die Sessions wurden von ehrenamtlichen AFS Mitarbeitern geleitet. Wir haben über Besonderheiten der Kultur, der Sprache und natürlich über die AFS Regeln gesprochen. Aber vieles hatten wir schon in Deutschland während unserer drei Vorbereitungswochenenden gehört.
Wir waren oben auf dem Dachpool des Hotels schwimmen. Bei einer Stadtrundfahrt lernten wir Kuala Lumpur kennen und konnten die Stadt in kleinen Gruppen zu Fuß erkunden. Kuala Lumpur ist sehr interessant und schön. Zum Teil sehr modern, dennoch mit sehr vielen Unterschieden zu westlichen Städten.
Samstagnacht war sehr lustig. Wir, also Roberto, Farhan (ein malaiischer Volunteer, war 2009/10 in Deutschland), Sinan (ein weiterer Austauschschüler aus Deutschland) und ich hatten in der Nacht noch Hunger und haben und dann um 1.00 Uhr bei Mc Donalds Lieferservice Essen bestellt. Insgesamt hat das Arrival Camp sehr viel Spaß gemacht.

Bei AFS sind Regionen in einzelne Chapter eingeteilt. Meine Gastfamilie gehört zum Chapter Penang. Am Sonntag, den 21.7 sind wir dann weiter nach Penang geflogen. Im Chapter Penang sind wir insgesamt 5 Austauschschüler (3 Deutsche, 1 Franzose und 1 Bosnierin). Auf dem Flug begleitete uns Mr. Lee, unsere Chapter Präsidentin Datin Teo und unsere Chapter Sekretärin Datin Noorliza. Der Flug von Kuala Lumpur nach Penang dauerte etwa 1 Stunde. In Penang warteten unsere Gastfamilien auf uns…
Ankunft, erster Eindruck und erste Schultage

Während des Fluges von KL nach Penang war ich sehr aufgeregt und vor allem sehr gespannt darauf, meine Familie zu treffen, bei der ich voraussichtlich ein Jahr leben werde.

Am Flughafen hab ich dann zum ersten mal meine Familie persönlich kennen gelernt. Zumindest einen Teil der Familie. Da ich fünf Gastgeschwister habe und wir nicht alle in ein Auto gepasst hätten, haben meine zwei ältesten Brüder Zuhause auf mich gewartet.
Der erste Eindruck und die ersten Gespräche waren sehr gut. Wir hatten zwar vorher schon auf Facebook miteinander geschrieben, aber dann immer nur kurze E-Mails. Bereits am Flughafen haben wir viele Fotos gemacht. Im Anschluss fuhren wir dann zu meinem neuen Zuhause. Auf dem Weg dorthin, haben wir noch kurz an einem Markt angehalten also eher einer Marktstraße, um Essen zu kaufen. Ich lebe bei einer muslimischen Familie und meine Ankunft fiel mitten in die Fastenzeit. Also konnten wir erst Abends essen. Ich hatte mir schon in Deutschland vorgenommen, auch zu fasten. Eine meiner Erwartungen an meine Zeit in Malaysia war es, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Aus diesem Grund wollte ich auch Fasten. Vorher wusste ich schon dass, es nicht leicht wird.
Zu Hause hab ich dann mein Zimmer bekommen, ich teile mir mein Zimmer mit Amir, den ältesten Bruder meiner Gastgeschwister. Fand ich gar nicht so schlecht. So konnte ich schnell eine "Beziehung" zu ihm aufbauen. Wir wohnen in einem Eckhaus. Es ist nicht sonderlich groß und befindet sich neben einer Straße. Gegenüber haben wir einen kleinen Einkaufsladen und auf der andere Seiten ein paar Shops wie Friseure und verschiedene Geschäfte und Werkstätten für Motorroller. Ich wohne in Sungai Bakap, einer kleinen Stadt, 10 Minuten von Nibong Tebal entfernt.

Sofort am Montag hatte ich meinen ersten Schultag. Ich gehe auf die "SMK Tunkul Abdul Rahman" in Nibong Tebal. Außer mir sind noch zwei weitere Austauschschüler auf der Schule, Stella (Deutschland) und Alois (Frankreich). Wir wurden aber in verschiedene Klassen verteilt. Die SMKTAR hat ca. 2300 Schüler und ist damit ungefähr doppelt so groß wie meine Schule in Deutschland. Das fällt aber nicht auf, da Form 1 und 2 am Nachmittag unterrichtet werden. An meinem ersten Schultag hat meine Gastmutter ‚noch' als Lehrerin an der Schule (Geschichte) unterrichtet. Ab September wird sie dann noch ein weiteres Studium beginnen, um ihren Master in Geschichte und Pädagogik zu erlangen. Mein LP, Mr. Lee ist auch Lehrer an meiner neuen Schule. Er unterrichtet als einziger Lehrer Musik an der Schule. Vor meinem ersten Schultag war ich auch sehr aufgeregt. Wie ist die Schule? Wie sind die neuen Klassenkameraden? Was wird mich erwarten?
Morgens mussten wir drei Austauschschüler eine kurze Präsentation vor ca. 300 Lehrern und Schülern halten. Ich hatte am Abend vorher noch meine Mutter gefragt, ob wir dies zusammen auf Malaiisch schreiben können. Die Schüler haben das sehr gut aufgenommen. Im Anschluss hat man sich ein wenig wie ein Star gefühlt. Jeder hat dich angeguckt, sie haben deinen Namen gerufen und standen in Reihen dicht um einen herum.
Nach der Rede wurde uns noch die Schule gezeigt und wir haben viele Leute kennengelernt. Das Fasten ist mir während des Schultages nicht zu schwer gefallen. An der Schule sind ca. 80% Chinesen, 10% Inder und 10% Malaien. Und somit haben nur wenige gefastet. Vor allem war ich der einzige Gastschüler der gefastet hat, da Stella in einer indischen Familie lebt und Alois in einer chinesischen Familie.
Nach der Schule haben wir noch mit meiner Ibu (Mutter) und meinem ältesten Bruder meine Schuluniform gekauft. Außerhalb der Schulzeiten habe ich während des Tages, wie alle anderen Familienmitglieder geschlafen. Während der Fastenzeit ist man nicht in der Lage, weitere Freizeitaktivitäten zu haben. Abends habe ich dann noch meiner Mutter geholfen, dass Essen zuzubereiten und ab 7:37pm durften wir dann wieder essen. Also eigentlich hatte ich nur Durst. Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Uns wurde immer weiter die Schule gezeigt und wir haben immer neue Leute kennen gelernt. Wir waren aber noch kein einziges Mal in unsere Klasse, was ein bisschen schade war. Mittwochs waren dann noch unsere Vize Präsidentin und die Sekretärin von AFS Penang an der Schule und haben sich alles angeguckt. Daraufhin wurde mir dann auch verboten, dass ich faste. Sie meinten es wäre nicht gut, weil ich mich zuerst an das Klima gewöhnen sollte. Aus diesem Grund sind wir nach der Schule gemeinsam etwas essen gegangen.
Donnerstags haben wir unseren Stundenplan bekommen und wir waren zum ersten Mal in unseren Klassen.
Freitag war ein Ferientag. Ich wusste nicht, warum wir diesen freien Tag hatten. Aber es war ein schöner Tag. Ich war dann mit meinen Eltern unterwegs, um mein Baju Melayu (Traditionelle Kleidung) für Hari Raya zu kaufen. Weil die Straßen aber wegen des Ferientages überfüllt waren ging es nicht. Am Wochenende haben wir dann die Mutter von meinem Vater besucht. Mein Vater hat insgesamt 10 Geschwister. Es waren aber nur fünf weitere Onkel bzw. Tanten zu Besuch. Trotzdem war es echt laut. Langweilig wurde es nie. Ich habe mich mit vielen unterhalten und wir haben wieder gemeinsam gegessen. Ja das war meine erste Woche in der Gastfamilie. Die Woche verging wie im Flug.